Es hat was von einer Sinnestäuschung, wenn man das erste Mal den Flagshipstore von Timothy Oulton in der neuen Wäscherei am Mexikoring betritt. Sinnestäuschung, weil der erste Eindruck suggeriert, hier tobt sich die klassische Postmoderne aus: tonnenschwere Ledersofas und Sessel, dazu riesige Kronleuchter. Der zweite Blick bleibt überrascht am Detail hängen. Metallapplikationen an den Möbeln, Kronleuchter, die zwischen gebogenen Metallstangen wie in einem Planetenmodell eingerahmt sind.

Handverlesen und handverarbeitet – Wäscherei-Chef Michael Eck ist unübersehbar stolz darauf, bundesweit den einzigen Timothy Oulton Flagshipstore zu betreiben. Er nimmt auf einem der Sofas Platz, streichelt das raue Leder und sagt: „Okay, das Sofa kostet 3500 Euro, das ist viel Geld, aber dafür bekommen Sie auch ein Hammerteil.“ Hammerteil deswegen, weil alle Sofas, Sessel und Ottomanen nach traditionellen Methoden von Hand gefertigt sind.

Auch bei Leder und Stoffen macht der britische Möbeldesigner Timothy Oulton keine Kompromisse: alles handverlesen und handverarbeitet. So hat jedes Stück seinen ganz eigenen Charakter, der Designer selbst spricht von einer „eigenen Geschichte“.
Kindheit zwischen Antiquitäten – Timothy Oultons Arbeiten sind geprägt von seiner Kindheit in Manchester. Sein Vater betrieb einen florierenden Antiquitätenhandel. Er stieg nach der Schule ein, kam aber bald zu der Erkenntnis, dass die Produktion von klassischen Wohnwelten mit modernen Elementen eher seinen Neigungen entspricht und änderte das Geschäftsmodell.

Seine Möbellinien tragen Namen wie „Gentlemen’s Club“, „Metro“, „Beat Generation“, „Sports Club“ und „Traveller’s Club“. Dahinter verbergen sich zum Beispiel Linien, die an die „romantische Ära luxuriöser Seereisen“ erinnern oder eine Reminiszenz an die englischen

Clubs des 19. Jahrhunderts sind, in die sich die Oberschicht nach einem harten Arbeitstag gerne zum Chillen zurückzog. Aber es muss nicht immer nur dunkles Leder sein. Ein echtes Statement sind Sessel, die mit dem Union Jack, der britischen Nationalflagge, bezogen sind.

Reiterstiefel mit Blumen – Alles ist aufeinander abgestimmt, auch die Accessoires liefert die Designschmiede gleich mit. Das kann die überdimensional große schwarze Acht vom Billardtisch sein, schwarze Reiterstiefel mit integriertem Blumenschmuck

oder riesige Silberkugeln, die aussehen, als wären sie Überbleibsel einer Science-Fiction-Produktion aus den Sechzigern. Aber der Flagshipstore in der Wäscherei zeigt, dass Timothy Oulton auch in kleinen Dimensionen denken und arbeiten kann: schreibmaschinengroße Nachbildungen seiner Sofas als Blickfang für Regal oder Kommode.

Im Flagshipstore in der neuen Wäscherei – übrigens einer von nur zwölf Shops weltweit – hat Michael Eck diesen Wohnwelten viel Platz zum Entfalten eingeräumt. Platz, den er durch den Umzug in die City Nord bekommen hat. Die Wäscherei ist um einige tausend Quadratmeter gewachsen.